Party: The Late Call - Support: Chaplin

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The Late Call - Support: Chaplin

Club: Grüner Salon

Upcoming: 8
Date: 16.05.2015 22:00
Address: Rosa-Luxemburg-Platz 2, Berlin, Germany | show on the map »

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Party: The Late Call - Support: Chaplin

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" THE LATE CALL sind das Missing Link zwischen den Kings Of Convenience und Bon Iver. Ebenso melancholische wie melodiöse Songs, komplex arrangiert und dennoch mit Popappeal. Frencesco Wilking ("Die höchste Eisenbahn") über das neue Album "Golden" Die Platte fängt mit ihrem Klang den Glanz der goldenen Ära ein, der Zeit, als Hunter S. Thompson sich Fear and Loathing abrang und Bob Dylan neben Kris Kristofferson durch New Mexico ritt, der Zeit der ersten Indie-Songwriter links und rechts des großen Teichs, hier Townes van Zandt und Tim Hardin, da Nick Drake und John Martyn."

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Es war einmal der Singer-Songwriter. Auf einer Anhöhe stehend, auf einer Lichtung kauernd, auf der Straße, am Meer, alleine mit einer Gitarre erzählte er mit goldener Stimme vom Suchen und Finden, Verlassen und Verlassenwerden, nahm den Zug in die nächste Stadt, nicht aber bevor er aus Passanten und zufällig Anwesenden ein andächtiges, gerührtes Publikum gemacht hatte.

Johannes Mayer aka The Late Call ließ sich eine Zeit lang diesem Typus Musiker zuordnen. Drei Alben voller sparsam instrumentierter Kleinode hat uns der in Stockholm lebende englisch singende Deutsche schon geschenkt, allenfalls Ahnungen von Klavierakkorden und nur leichteste Akzente von Percussion waren darauf zu hören. Die gezupfte und geschlagene Westerngitarre in allen erdenklichen offenen Stimmungen schuf das Unterholz, auf dem die Stimme des Sängers wanderte, diese Stimme, die einen wie durch Cocteaus Wasserspiegel in eine andere Welt brachte und dort wie oben beschrieben zurückließ.

Im Märchen oder dessen erwachsenem Bruder, dem Bildungsroman, macht sich der Held irgendwann zu neuen Ufern auf.

Und so nahm sich Johannes Mayer 2012, nach Release und Tour seines Albums „Pale Morning Light“, über zehn Monate Zeit, neue Songs zu schreiben, schnürte dann mit jenen sein Bündel und begab sich auf die Suche nach einer Band. Lass es Glück oder gutes Händchen sein: Die Band erwies sich für die Musik von The Late Call als reines Wunderhorn. Fremd waren Johannes Mayer die Musiker nicht. Mit fast allen hatte er schon aufgenommen oder live gespielt, aber die Konstellation war neu und das gemeinsame Musizieren brachte ein Gefühl hervor, was manche von euch „magic“ nennen würden:

Zehn Tage im Oktober 2014 teilten sich Johannes Mayer (Gitarren), Patric Thorman (Bass, Hammond Organ), Henrik Roger (Piano, Mellotron) und Lars Plogschties (Drums, Percussion) einen Aufnahmeraum des Studio Nord in Bremen. Heraus kam Golden, ein Album wie aus den Frühsiebzigern, der Blütezeit des Folk-Rock, zu uns herabgepurzelt. Die Songs auf Golden schaffen die Schere zwischen warm und klar, zurückgelehnt und dynamisch, als wäre es das Leichteste der Welt. Man hört, dass hier nicht, wie heute normal, auf der Benutzeroberfläche des Musikprogramms gebogen und geschoben, sondern eingeschworen im Halbkreis zusammen gespielt wurde.

Wie zeitraubend und wie wunderschön! Die Platte fängt mit ihrem Klang den Glanz der goldenen Ära ein, der Zeit, als Hunter S. Thompson sich Fear and Loathing abrang und Bob Dylan neben Kris Kristofferson durch New Mexico ritt, der Zeit der ersten Indie-Songwriter links und rechts des großen Teichs, hier Townes van Zandt und Tim Hardin, da Nick Drake und John Martyn.

Die Musik atmet aber auch eine ganz andere Luft, die des Hier und Jetzt. Songs und ihre Stimmungen lassen zwar Saiten wie Folk und Americana anklingen, aber ebenso blitzt zwischen den Noten Frühneunziger-Independent-Pop englischer Prägung auf. Bei all dem Band- und Genredropping sei betont: Der Eklektizismus verkommt nie zum Selbstzweck.

The Late Call klingen vor Allem nach Johannes Mayer und seiner Band. Und das großartig. Sie geben ihrer Musik Raum, viel ist Klang und noch mehr Nachhall. Nicht umsonst findet das Tape-Delay, ein Effekt der diesen, wenn man es will ins Unendliche verlängert, auf dieser Platte so prominent Verwendung auf dem letzten Stück, „Telling Stories“.

Musik und die mit ihr verbundenen Texte können Dinge ansprechen und beleuchten, die ohne sie, im Gewusel und Krach der Städte, im Heckmeck des Alltags, verborgen blieben. Das schafft Golden auf berückendste Weise und aus allen Winkeln. Jeder Song wartet mit einer eigenen Einsicht auf und schickt Widmungen an mal mehr, mal weniger konkrete Adressen:

Das Titelstück etwa richtet sich an einen Lügner und Blender, dessen Glanz und Gold nicht das Dunkel der Nacht überdauern kann. In „The Pact“ geht es um zwei Menschen, die an die Zeit zurückdenken, als sie jung waren und sich schworen, nie zu werden wie die Alten. Hier singt Ylva Ceder, Johannes Mayers langjährige musikalische Weggefährtin, eine wunderschöne zweite Stimme, und wenn die Beiden beschwören “never to become like them, never to give in” fühlt man sich an zwei andere Stimmen, ebenfalls blending in perfection, erinnert: Gram Parsons und Emmylou Harris, die davon sangen, wie weh Liebe tat, als Nashville noch kein Schimpfwort war.

Apropos Nashville: In Robert Altmans gleichnamigem Film-Meisterwerk von 1975 gibt es eine Szene, in der der junge Aufschneider Tom (Keith Carradine) vor dem Publikum eines übervollen Clubs ein erschütternd zerbrechliches Liebeslied singt und sich anfangs gleich mehrere Frauen direkt angesprochen fühlen. Er macht aber mit Blicken klar, wem das Lied gilt. In diese Szenerie könnte man sich Johannes Mayer wunderbar hineindenken. Es gibt auch auf Golden ein sehr berührendes Liebeslied, dessen Widmung unmissverständlich ist. Es heisst „Opposite“ und erzählt vom Alleingebliebenen, der unbeholfen versucht, die Lücken, die seine Liebste hinterlassen hat, selbst auszufüllen. Und hier hört man The Late Call wieder als One Man Band, hier ist er wieder der einsame Singer-Songwriter vom Anfang und hier ist sie wieder, diese wirklich besondere, sehnsüchtige und volle Stimme, die dich wegträgt und nach drei Minuten wieder dort absetzt, wo du geträumt hattest einst zu sein.

Chaplin:
Ich will gar nicht wissen, wo die Hohenzollernbrücke ist, hoffentlich gibt es davon mehrere. Und auf jeder steht Dominic Hoffmann und schweißt die scheiß Liebesschlösser auf. Merci und einen Freiheitsnobelpreis dafür! Wir wussten es alle, nur hat sich niemand getraut, es auszusprechen: Liebe ist eines der wenigen Dinge (sofern sie überhaupt ein Ding ist), deren Schicksal man besser nicht in die Hände der Firma Abus gibt. Die Band Chaplin wurde von Dominic Hoffmann ins Leben gerufen. Er begann das Musikmachen solo mit Gitarre, von Anfang an unter diesem Namen. Nach mehreren Wohnortwechseln (jetzt aber seit einigen Jahren fest in Berlin), verbunden mit zu- und -aussteigenden Mitmusikern, viel Alleinsein, Tom-Waits-und-Element-of-Crime-Hören, fand Chaplin vor etwa einem Jahr zur aktuellen Besetzung: Dominic Hoffmann (Gesang/Gitarre), Mike Knorpp (Gitarre), Hans Kämmerer (Bass), Jonathan Klein (Piano) und Jens Baumann (Schlagzeug). Zum ersten Mal versteht Dominic das Projekt als richtige Band, mit Musikern, die die Lieder, die er schreibt und ihnen vorschrummelt, verstehen und wissen, sie richtig umzusetzen. Und jetzt also endlich das Debüt "Im Taxi hinter der Tram". Amerika, denkt man gleich, aber ein Erfundenes, von einem, der nie da war; Weiten, Ödnis, Möglichkeit, aber nur dieses Gefühl, nicht das Stilgefitzel. Kein latzhosiges Banjo, keine einlullenden Lapsteel-Meere, überhaupt - Muckermanierismen: nicht gesehen. Deren Gegenteil (auch nervig), kokettes Spiel mit Dilettantismus: nichts. Die Band macht Musik, wie es den Liedern am besten steht, nämlich einfach. Akustisch klingendes, in den Keller gestimmtes Schlagzeug, Bass, Gitarren mit Reverb auf 10, Klavier. Die Besetzung variiert kaum, mal ein Rhodes, mal ein Baritonsaxophon. Langsam, traurig, schön. Das schafft Raum für Dominics rauen Sprech-Singsang. Er phrasiert oft gegen den Rhythmus, weil die Texte das wollen. Trotz 3/4-Takt-Dominanz in der Musik kein Schunkeln, nirgends. Immer hängt man dem Sänger und seinen Geschichten an den Lippen. Es scheint nichts zu passieren, aber man weiß, es passiert etwas! Die Magie der Texte spielt sich in den Mikroeinheiten der Syntax ab. Was, wenn man nicht genau hinhört, oft nach Sätzen aussieht, aus denen eben Songs so gemacht sind, sind in Wirklichkeit Fragen mit Ausrufezeichen. Ein Beispiel: Dominic singt nicht: „Ich will, dass du bei mir bleibst“, sondern: „Ich will, dass du in meiner Nähe zuhause bist“. Ein Unterschied. Ein unbedingtes Verlangen, das Versprechen zu halten, auf die Widrigkeiten zu scheißen; aber wenn er in eben diesem Song („Weil ich es müde bin zu streiten“) später singt: „Wenn wenn wenn wenn“ und dabei die Abgründe aller Zweierbeziehungen mitsingen, so weiß er auch um das Scheitern. Derselbe Sänger fährt schließlich im Titelsong mit dem Taxi der Tram hinterher, zahlt das Dreifache und kommt später an. Schön ist, wie lakonisch hier dem Schwermut begegnet wird, das einzig Richtige, denn wenn man weiß, was für ein Witz unsere Ewigkeitsansprüche und Phantasien von Sicherheit sind, kann man auch drüber lachen. Francesco Wilking